Dienstag, September 12

Schöne Bilder und enttäuschte Touristen, 10.09.06

Mein letztes richtiges Wochenende in Indien wollte ich noch für Sightseeing nutzen. Diesmal wollte ich das über das Travel Office unserer indischen Tochterfirma organisieren, aber nach 5 Tagen Hin- und Hertelefoniererei und x E-Mails plus eines sehr hohen, aber immer noch nicht definitiven Preises brach ich die Übung ab. Ich reservierte den Flug über unser Schweizer Büro (Aufwand ca. 1.5min), fuhr zum Flughafen, um das Ticket zu kaufen (Aufwand ca. 1.5h), bestellte die Hotels über das Internet (Aufwand ca. 20min) und diktierte dann noch unserem Office die Telefonnr. des Autoverleihers vom letzten mal (Aufwand 2min). Wie indische Reisebüros funktionieren, ist mir schleierhaft (meine indischen Kollegen haben auch Dauerprobleme, sind dauernd am Herumtelefonieren und Rechnungen herumschicken, während bei mir alles wie am Schnürchen klappt und das bei tendenziell besserem Preis).

New Delhi ist eigentlich total "unindisch": breite Strassen, schöne Regierungsgebäude, sehr geordnet, viel Platz - ähnlich wie Washington. In Delhi könnte man sich's vermutlich als Expatriate recht gut einrichten (allerdings ist ein westlicher Lebensstil sehr teuer!). Die Diskrepanz könnte nicht grösser sein: überall in Indien sieht man hoffnungslos überfüllte, dreckige, kaputte Schulbusse, vor der Privatschule in Delhi entsteht ein Stau, weil alle Kinder persönlich von einem Driver mit dem Auto abgeholt werden.
Auf der Fahrt nach Jaipur (als schönste Stadt Indiens bekannt) treffe ich ein russisches Touristenpaar. Der Mann spricht perfekt (US-)Englisch. Sie haben eine 7 Tagereise gebucht. Jetzt ist Mittag von Tag 3 und sie wollen eigentlich nur eines: heim. Das Jama Masjid ist doch nichts im Vergleich zum Kreml oder St. Petersburg dazu das Chaos, das schlechte Essen, die Bettler, das Elend etc. Ich muntere sie auf, kann sie aber gut verstehen, aber im Reiseführer steht bereits im Vorwort: Indien ist keine "leichte Kost". Und es stimmt, in keinem anderen Land, das ich bereiste, sehen die Postkartenmotive so viel besser aus als die Wirklichkeit.