Mittwoch, September 10

Moving to ...

Dienstag, Oktober 31

Inhaltsverzeichnis, 31.10.06

(chronologisch geordnet)

Dienstag, Oktober 17

Video "The Indian Traffic", 17.10.06

Zuerst ist man schlicht entsetzt und meint gleich einmal zu sterben, wenn man in Indien durch die Gegend fährt. Nach einiger Zeit ist das Grundsystem recht einfach zu verstehen:
  • Verkehrsregeln gibt es nicht.
  • Bevor man eine Aktion (abbiegen, überholen, Spur wechseln, etc.) startet, huppt man.
  • Wehrt sich der andere Teilnehmer nicht durch ein Huppkonzern, kann angenommen werden, dass er die Aktion duldet und man kann diese starten.
  • Je grösser und stärker das Fahrzeug ist, desto höher die Wahrscheinlichkeit, dass die Aktion akzeptiert wird.
  • Denken und planen ist verboten (natürlich wäre es effizienter ein Rikscha-Spur einzuführen statt dass sich drei Fahrzeuge nebeneinander zwei Spuren teilen, natürlich würde man - wenn man links und rechts den Müll beseitigt - eine Zusatzspur gewinnen, etc. etc.)
Im Video sieht das so aus:

Mittwoch, Oktober 4

Fragen zu Arbeitsstil, Freizeit, Europa und Ähnlichem, 04.10.06

Danke für Eure Fragen und Beiträge. Hier mein Versuch dazu Stellung zu nehmen:
Kannst Du mehr Analysen zum indischen Arbeitsstil, zur Geschäftsphilosophie, Hierarchien und Führungsstil liefern?

Ich möchte dazu gleich vorausschicken, dass es genauso wie bei uns sehr verschiedene Charaktere gibt: den Chaoten, den Selbstdarsteller, den Bremser etc. Dennoch kann man schon ein paar Grundaussagen machen:
  • Insgesamt ist die Projektarbeit mit Indern recht einfach. Zumindest bei mir war es so, dass ich sehr schnell akzeptiert war und dass man auch recht direkt ausdrücken kann, was man meint. Wenn man sich bewusst ist, dass man in einem Land sich befindet, wo praktisch nichts funktioniert und jeder auf sich gestellt ist und sich "durchkämpfen" muss, kann man auch die meisten Verhaltensmuster in der Arbeit sich besser erklären.
  • Meine goldene Regel mit Indern lautet "Entweder geschieht etwas sofort, oder es geschieht nie." Dies sollte man sich unbedingt zu Herzen nehmen. Eine Monatsplanung wird niemand ernst nehmen. Das wichtigste ist Prioritäten zu setzen, und zu kommunizieren, was jetzt und sofort zu erledigen ist. Sehr wenig später kontrollieren, ob erste Ergebnisse da sind und ggf. sofort einschreiten. Der positive Aspekt dieser Lebenseinstellung ist, dass niemand es einem übel nehmen wird, wenn man vor einer Woche etwas versprochen hat, das man jetzt nicht einhalten kann.
  • Inder sind in aller Regel Minimalisten, aber durchaus pflichtbewusst. Auch dies widerspiegelt das tägliche Leben. Solange ein Haus nicht zusammenbricht, wird niemand irgendeinen Aufwand in das Haus stecken. Ich habe recht erfolgreich das Spiel gespielt, sofern Minimalstandards eingehalten wurden, zu akzeptieren, die Arbeit weiterzuleiten, das (logische) Nicht-OK von Europa abzuwarten und dann das wieder weiterzukommunizieren (Motto: I know, the Germans are details oriented, but we have to ...). Denn, und das ist der positive Effekt, im Gegensatz zu unserer Kultur wird der Inder (und auch wenn er Chef ist) ein "Muss" akzeptieren, auch wenn es noch so unsinnig ist.
  • Bei allen "nice to have" Dingen ist die Servicequalität prinzipiell miserabel - an das muss man sich gewöhnen, und hier hat sich meiner Meinung nach immer noch keine Kultur entwickelt. Beispiel: Ich habe ein IT-Problem. Ich rufe den IT-Support an. Er verspricht in 5 Minuten hier zu sein. 20min später rufe ich nochmals an. Er verspricht in 5 Minuten hier zu sein. 20min beschwere ich mich beim "Big Boss". Innerhalb 30Sekunden steht der beste Mann vom Support bei mir. Er löst das Problem rasch, aber (natürlich) mit einer Minimallösung. Dieses Spiel widerholt sich beliebig oft.
  • Bzgl. Hierarchien und Führungsstile herrschen bei uns viele Vorurteile. Der Business-Alltag ist "very casual", und die Hierarchien sind anders als bei uns. Es herrscht ein riesiger Unterschied zwischen Servicepersonal (Servierer, Drivers, Telefonisten, Office Supply etc.) und dem qualifizierten Personal. Servicepersonal kann man auf Deutsch gesagt wie Dreck behandeln. Ausserdem gibt es eine klare Führungsebene ("obere Chefs"). Innerhalb der Gruppen ist aber der Arbeitsstil extrem kollegial. Ein Inder will niemals allein sein. Es ist keine Seltenheit, dass vier Leute vor einem Bildschirm eifrig am Diskutieren sind.
    Ein weiteres Phänomen ist, dass von Kind auf Unselbst- ständigkeit und Arbeitsauf- teilung gelehrt werden. Bestes Beispiel ist das Organisieren einer Geschäfts- reise. Man fragt das Travel Office. Das hat dann einen Facilitator für Visa etc, kontaktiert eine Travel Agency fürs eigentliche Reisen, die kontaktieren dann einen Broker, der kontaktiert mehrere Firmen etc. Resultat sind für unsere Begriffe unglaubliche Ineffizienzen. Inder habe eine schier unglaubliche Geduld zum x-ten Mal Rückfragen etc. zu beantworten.
    Deshalb bin ich auch der festen Meinung, dass der Einsatz eines 1000$ verdienenden Programmiers in einem "normalen" indischen Businessumfeld sich nie und nimmer rentieren wird. Der Versuch von Accenture, IBM oder EDS in Indien Töchterfirmen nach streng amerikanischen Prozessmodell aufzubauen scheint mit der einzig sinnvolle Weg. Denn im Normalfall (Fall eines konkreten Gespräch mit einer indischen SAP-Spezialistin) wird der Senior Business Analyst, der als einziger beim Kunden auftreten darf, seine Erkenntnisse grob dem Business Analyst im Back Office erzählen, der dann dies formal zu Papier bringt. Dieser ist sich aber zu schade zu programmieren und wird einen Junior Programmierer beauftragen. Dieser wird beim kleinsten Problem drei andere Juniors fragen, die dann zur Sicherheit den Senior fragen, der dann etc. etc. etc.
Was denken Sie über Europa?

Kurzum: Europe is great. Switzerland is paradise. Jeder Inder wird von seinem Europaurlaub schwärmen. Sogar das Essen wird in höchsten Tönen gelobt. Everything organized, everything clean etc. "Corporate" USA wird auch aufs höchste gelobt, weniger einverstanden ist man mit der amerikanischen Politik. Für uns überraschend ist, dass wir als wirkliche Stimmungskanonen wahrgenommen werden. Ein Driver, der im Mitarbeiterhaus der kanadischen Botschaft aufgewachsen ist, sagt mir: "Canadians are great: always smiling, always happy". Das gleiche wird über Schweizer gesagt (very interesting ...).

Gibt es trotzdem einige (wenige) Leute in deiner Indien-Umgebung, die sich Zeit zum Nachdenken und für das Konzipieren beständiger Lösungen geben?
Natürlich gibt es Ausnahmen. Mein indischer Kollege, der Jahre in England verbracht hat, war ein richtiger Philosoph. Aber kurzum kann man sagen: das extrem kurzfristige Denken ist wohl das markanteste Merkmal von Indien. In "Corporate HR" habe ich gelesen, dass es praktisch keinen CEO gibt, der glaubhaft sich mit Strategiefragen beschäftigt. 70% Fluktuation werden immer üblicher. Kurzfristig Geld machen spielt eine enorme Bedeutung in der Gesellschaft.

Insgesamt war ich 6.5 Monate in Bombay und 1.5 in Goa. Ich fand Indien nicht so toll, weil ich auch das Essen nicht so mag. Und du? Gefällts dir?
Als Tourist wäre ich extrem enttäuscht gewesen. Für meine Begriffe ist Indien schlichtweg "kaputt gemacht" und für mich persönlich ein Mahnmal, was passieren kann, wenn eine Gesellschaft über längere Zeit gegen statt mit der Natur lebt. Ich hätte mir zudem auch nicht vorgestellt, wie rückständig Indien ist. Ich hatte nur den Vergleich mit Marokko und Südafrika, und die sind in einer anderen Dimension. Ein Kollege hat den Vergleich zu Ägypten und sagte auch dieses und insb. Kairo sind in einer anderen Dimension.
Zum Arbeiten war es interessant, aber die Lebensqualität war extrem eingeschränkt. Was ich schlichtweg unakzeptabel finde, ist der akzeptierte Minimalismus und das komplett fehlende Sicherheitsdenken. Im Foto sieht man ein Fenster des Flughafens von Pune!

Freitag, September 29

Mehr und weniger ernst gemeinte Indien-Tipps, 29.09.06

Die folgenden "Insider-Tipps" stehen leider meistens nicht im Reiseführer:
  • Gehen Sie davon aus, dass es in jedem hintersten Winkel Indiens jede Menge Touristen hat (siehe Blog). Ich war zur Regenzeit unterwegs, d.h. die Zeit, vor der jeder Reiseführer warnt. Trotzdem begegnete ich an allen möglichen und unmöglichen Stellen jede Menge Touristen und zwar einerseits "westliche" (v.a. Engländer, Amerikaner, Japaner) aber vor allem ungleich viel mehr Inder.
  • ****Hotels sind in Indien viel zu schlecht, wenn Sie westlichen Standard gewöhnt sind. Ich hörte zahlreiche Berichte über **** mit dreckigen Zimmern, Spinnennetzen, Kakalaken, verdorbenen Lebensmitteln etc. Die gute Nachricht ist, das es praktisch überall *****Hotels westlicher Ketten mit westlichem Standard gibt, die schlechte, dass die gleich teuer wie bei uns sind (und in abgelegenen Industrieorten mangels Konkurrenz noch teurer).
  • Reisen Sie wie es die indischen Touristen machen, d.h. meiden Sie Züge, Busse, Taxis und reisen Sie nur Fly & Drive (regionale Fluglinien und Mietwagen mit Driver).
  • Genügend Geld mitnehmen. Auch wenn es schwierig ist: versuchen Sie möglichst viel mit Kreditkarte zu zahlen, da der Devisenkurs VIEL besser als der Notenkurs ist, zudem ist es sehr wahrscheinlich, dass gewisse Rechnungen durch interne Schlampereien nie den Weg zur Kreditkartenfirma finden.
  • Führen Sie ein Set von Imbusschlüsseln mit, denn sonst werden Sie weder im Hotel noch (ggf.) im Büro ein Fenster aufmachen können. Führen Sie vorher aber den Mosquitotest durch!
  • Organisieren Sie alles selbst und lassen Sie sich nicht von der indischen Unselbständigkeit anstecken. Ein Inder wird zwar niemals einen Flug von A nach B oder ein Hotel selbst buchen, sondern immer über ein Reisebüro gehen, welches sich an einen Broker wendet, welcher dann ...
    Gegen Ende meines Aufenthaltes habe ich es immer mehr genossen, in einem europäischen Reiseportal per Mausklick in wenigen Minuten komplette Arrangements zu buchen, abzuwarten, wie die indischen Kollegen Tag für Tag herumtelefonieren und feilschen, und dann erlaubte ich mir am Ende schüchtern nach dem Preis fragen, den sie dafür bezahlt haben (egal ob Flug, Hotel oder Mietwagen: bei mir war's praktisch immer günstiger).
  • Sind Sie sich bei der Reiseplanung bewusst: ganz Indien erstickt im Stau. Jeder Anfahrtsweg zu einer kleinen Sehenswürdigkeit wird im Minimum 1 Stunde dauern.
  • Indien ist teuer: Touristen- und Businesshotels haben mindestens unsere Preise, westliche Güter sind durch die 100%Importsteuer viel teurer (es ist unglaublich was die Leute hier für einen LCD-Screen ausgeben müssen), die Zutrittspreise zu Sehenswürdigkeiten (incl. "Photo Allowance") sind auch nicht gerade nichts, günstiger ist nur das Essen (auch in Luxushotels).
  • Jeder Driver wird Sie in Boutiquen / Souvenierläden führen, wo er dann Provision kriegt. Im Reisebüro wird davon gewarnt. Meine Meinung ist allerdings, dass dies die einzigen Läden ist, die chick aussehen, wo Preise angeschrieben sind, wo man in Ruhe verschiedene Dinge vergleichen kann, mit Kreditkarte bezahlen u.ä. Die Preise sind zwar etwas höher, dafür ist aber die Gefahr geringer vollkommen übers Ohr gehauen zu werden.
  • Gehen Sie rücksichtsvoll mit Ihrem Führer um! Auch wenn er dürr wie eine Bohnenstange aussieht, seine Kondition wird erbärmlich sein. Wenn Sie einigermassen sportlich sind, gehen Sie bitte nicht zu schnell die Treppen hoch. Wenn Sie langsam anfangen zu schwitzen, gehen Sie davon aus, dass sein Hemd bereits platschnass ist. Geben Sie ihm zu verstehen, dass Sie nicht bereits nach Sehenswürdigkeit 1 volkommen erschöpft sind und noch Weiteres sehen möchten.
  • Versuchen Sie sich (so wie die Indischen Kühe) an Müll zu gewöhnen. Wie schon öfters gesagt, liegt dieser überall - auch in "Hide-a-Ways" und Naturschutzgebieten. Ebenso wird jedes kleinen Bächchen, jeder kleiner See, jeder Zufahrsweg zu einem kleinen Tempel verschmutzt sein.

Montag, September 25

Die Sache mit dem Wetter, 25.09.06

97% Luftfeuchtigkeit bei 29.4°: Wie fühlt sich das an? Kurzum: wie im Treibhaus, nur etwas extremer. In jedem Indienreiseführer steht auf Seite 1, Indien ist in der Regenzeit zu meiden. Das Wetter war aber eigentlich nicht ein Riesenproblem für mich. Es hängt auch stark von der Grundphysis ab. Am meisten leiden darunter wohl fettleibige und bereits angeschlagene Menschen. Zudem hält sich der "zivilisierte" Inder niemals im Freien aus. Bei der hohen Luftfeuchtigkeit macht die Temperatur extrem viel aus. Ist sie unter 25° fröstelte ich, 27-28° waren "angenehm", bei 36° wie in Agra schwitzt man ähnlich wie in einem Dampfbad ohne Ende, aber ich fand das (ehrlich) gar nicht soooo schlimm - oder zumindest besser als -10°. Dennoch hat das Wetter grosse Nachteile:
  • Alle Gebäude sind hermetisch abgeriegelt (Fenster lassen sich nur mit Imbusschlüssel öffnen).
  • Im Auto laufen alle Scheiben dauernd an.
  • Schreibpapier ist immer feucht.
  • Klopapier ist wegen der hohen Feuchtigkeit fast unbrauchbar.
  • Die Brille läuft dauernd an.
  • Durch die extrem dicken Wolken ist es dunkler als bei uns.
  • Unruhige Flüge.
  • Durch die hohen Sommer-Durschnittstemperaturen ist das Wasser im Swimmingpool auch zur Regenzeit noch viel zu warm.
  • Die Regenzeit ist psychisch anspruchsvoll, besonders in den "schlimmen" Gegenden wie Pune oder Mumbai (= Regen, Regen, Regen, dunkel, kurze Tage während in Dehli = Sonne und ab Nachmittag starke Gewitter)

Tipps: Indienferien, 24.09.06

Nun, ich bin kein Indienferienexperte, aber immerhin habe ich min. 80% der in allen Katalogen abgebildeten Indien-Highlights mit eigenen Augen vor Ort gesehen und dies mit einem Zeitaufwand von 2 Weekends + 2 Fahrten ins Landesinnere. Es gibt sicherlich viele Leute, die nicht so wie ich praktisch rein rational Ferien planen (Prestige, Exotik etc. zählt für mich nicht). Aber ich stelle mir immer die Frage: "Was will ich in den Ferien tun oder erleben?". Wenn die Antwort eine der folgenden ist, würde ich klar nicht in Indien Ferien machen:
  • Schöne orientalische Gebäude sehen:
    Istanbul ist praktischer, die Gebäude sind viel prunkvoller und haben ein gesamtheitliches Gestaltungsbild, die Umgebung ist viel schöner. Die Blaue Moschee oder der Sultanspalast sind von einem anderen Kaliber.
  • Schöne orientalische Burgen ("Forts") sehen:
    Marokko ist viel eindrucksvoller. Die Forts liegen in einer viel schöneren Landschaft, sind besser erhalten und es stinkt nicht. Einzige Ausnahme: In etwa 5-10 Jahren, wenn Amber Fort vollständig restauriert wird, ist dies ein Prachtbau, der mit Sultanspalast in Istanbul konkurrenzieren kann und jedes marokkanische Fort an Grösse schlägt.
  • Natur sehen:
    Die klassische Indienreise führt im "Golden Triangle" um Delhi. Die Landschaft ist dabei so interessant wie eine Fahrt durch die Poebene, nur dass es viel dreckiger ist. Eigentlich müsste die Pflanzenwelt Indiens von Hochgebirgsvergetation im Himalaya bis zu tropischen Regenwäldern im Süden faszinierend sein. Was aber vergessen geht:
  • Weite Teile der ursprünglichen Vegetationsdecke sind heute vollkommen zerstört, stattdessen ist Indien überwiegend durch Kulturlandschaftengeprägt.
  • Nur noch etwa ein Fünftel des Landes ist bewaldet, wobei offizielle Angaben hierzu schwanken und auch degradierte Gebiete sowie offene Wälder mit einbeziehen.
  • Das riesige Indien ist doppelt so dicht besiedelt wie Deutschland! Im 300km Radius von Dehli und 100km Radius von Mumbai habe ich noch nie einen Punkt erlebt, wo man nichts von Menschenhand Geschaffenes sieht.
  • Wanderwege und sonstige Hide-Aways gibt's, aber überall liegt Müll. (Die Aussage ist sicherlich pauschal, aber nach einer Dreistundenfahrt in einen Nationalpark, wo wiederum überall Müll herumliegt, + zwei weiteren Trips berechtigt.)
  • Schöne Strände:
    Leider habe ich's nie bis Goa geschafft, aber es soll hier wirklich schön sein. Andererseits habe ich starke Zweifel, ob die Region schöner als Thailand, Indonesien, Bali, Mauritius etc ist und bei gleichem Niveau sicherlich teurer (Hotels mit westl. Standards sind in Indien wirklich teuer) - und:
    TIPP: niemals via Mumbai reisen, die zwei Terminals sind immer noch nicht verbunden und eine Umstiegszeit von 6 Stunden ist z.Zt. einzukalkulieren! Alternative: via Dubai!
  • Rucksacktouristen:
    Indien besteht wohl zu über 80% aus armen bis bettelarmen Leuten. Für diese stehen Busse, Bahnen,
    Strassenläden etc. zur Verfügung. Diese Infrastruktur ist aber überhaupt nicht auf Tourismus abgestimmt, d.h. man wird z.B. gar nie zu Berglandschaften oder gewissen schönen Aussichtspunkten kommen + unendlich viel Zeit verlieren.
Wer soll also Ferien machen:
  • Leute, die einmal eine exotische Destination bereisen wollen, ohne irgendwelche Reiseerfahrung. Kaum ein Land eignet sich besser für "Vacations for Dummies". Vom Internet oder Reisebüro aus gebucht, kann man vom Flughafen abgeholt werden (der Name wird in 72pt Schrift am Ausgang stehen) und 7 Tage später dort am richtigen Terminal wieder "abgegeben" werden. Dabei wird man min. 80% der Reiseprospektbilder erleben, nur in *****Hilton & Co. Hotels schlafen und essen, jeden Ziegelstein von einem Führer erklärt bekommen und keinen Schritt allein machen müssen. Kein Witz: man wird in einem Tempel oder Fort vor Türschwellen gewarnt werden! Und: bitte sagen Sie dem Führer, wenn Sie aufs Klo müssen - er wird dann draussen auf Sie warten, andererseits ist er beunruhigt.
  • Familien mit Kinder im Schulalter
    Als 10jähriger hätte ich mich kaputt gelacht, auf einer Stadtautobahn auf der Überholspur eine schlafende Kuh oder einen Kamelwagen zu sehen, Chauffeure, die im Stau zwecks Spucken die Autotür aufmachen, 15 Leute, die sich ein dreisitziges "Autoritschka" teilen etc. Als Erwachsener finde ich das zwar kurzfristig amüsant, aber nach ein paar Stunden eher nervend bis langweilig.
  • Leute, die alles auf der Welt schon gesehen haben
    und Geld keine Rolle spielt. Den perfekten Trip sehe ich:
  1. Tag: Ankunft in Mumbai, mit dem Limousinenservice auf dem Weg 2.5 Stunden im Stau stehen zum Hotel Taj Mahal Palace, dem besten der Welt). 1 Tag dort relaxen.
  2. Tag: Flug nach New Delhi. Mit der Limousine zum Jamia Masjid (1h) und dann gleich zurück zum Flughafen. Flug nach Agra. Mit der Limousine zum Taj Mahal (2h), dem einzigen Gebäude, dass meiner Meinung berichtigerweise Weltklasse ist. Flug zurück nach New Delhi und weiter nach Dubai, Bangkok oder Singapur zum Ausspannen.
  3. Tag: Es wird einem wie ein Traum vorkommen, aber man hat praktisch alles gesehen (die zwei schönsten Gebäude, das Regierungsviertel, das schönste Hotel, Victoria Station, Gate of India, Strand, Strassenchaos, Dreck, Gestank, bettelnde Kinder etc.)

Donnerstag, September 21

Mythos "Switzerland", 21.09.06

Welchen Ruf und Bekanntheitsgrad hat "Switzerland" in Indien? Kurzum: sensationell. Ein typischer Taxifahrer hat noch nie etwas von Austria oder Sweden gehört, Australia könnte in Europa sein, aber ein Land wird er sofort kennen: Switzerland. Zugegebenermassen sind die Assoziationen nicht immer richtig "=big city where it always snows", aber immerhin.
An dieser Stelle möchte ich noch Manas Dewan erwähnen. Er sollte von Switzerland Tourism die goldene Ehrenmedaille erhalten. Er ist geschäftlich bald für eine Woche in Deutschland, was mit erheblichen Administrativaufwand verbunden ist (z.B. Fahrt zum Konsulat Mumbai ca. 6 Stunden ein Weg). Er fragt mich, ob ein Stopover in Zürich für einen Tag sinnvoll ist, was ich auf jeden Fall bejahe. Was ich nicht weiss: die Schweiz erkennt das EU-Visum nicht an. D.h. er muss nochmals nach Mumbai, Beilagen zur Beantwortung der Frage "Wie werden die Aufenthaltskosten in der Schweiz bestritten?" einreichen, und, und, und. Zuerst zögert ernoch kurz, doch ein Blick auf www.zürich.ch mit See und Grossmünster überzeugt ihn. Er wird Anfang Oktober zum 1.Mal für 9 Stunden in der Schweiz sein :-)

Zurück in der Schweiz, 20.09.06

Indien ist für mich vorerst abgehakt, und deshalb möchte ich auch diesen Blog langsam ausklingen lassen. Sobald der letzte Post steht, werde ich auch den Gesamtblog als PDF zum Download bereitstellen.

Bevor es so weit ist noch folgende Anekdote: Nach der katastrophalen Fahrt vom Hotel zum Flughafen (2.5 Stunden Stau), schaffte es der Flughafen Mumbai, der so "intelligent" gebaut ist, dass man zum Umsteigen im Minimum(!) vier bis fünf Stunden einkalkulieren sollte und die Zufahrt zum Terminal für ca. 10 Autos Platz hat, meine schlechte Laune in ein lautes Lachen umzuwandeln. Grund:
Summary:
In einem Satz zusammengefasst war das Arbeitsklima sehr gut, ich hatte immer Unterstützung von allen Seiten und fand leicht einen gesellschaftlichen Kontakt zu meinen indischen Kollegen. Die vielen negativen Aspekte wie starke Einschränkung der gewohnten Lebensqualität, täglich 2 Stunden Fahrt im Stau, Lärm und Dreck, Ineffizienzen, unangenehmes Wetter, unglaubliche Umweltbelastungen, schlechtes Essen, unglaubliche Armut, hohe Risiken (Krankheit, Unfall, Betrug) etc. überwiegen bei mir aber. Zuerst nimmt man solche Dinge noch als "interessant" auf, mit der Zeit wird es aber immer unangenehmer (und nicht wegen des Gewöhnungseffekts besser). Der härteste Zeitpunkt war für mich, nach einem kurzen Wochenendtrip in die Schweiz wieder zurückkehren zu müssen. Ich war zwar nie zuvor in Indien, habe mir Indien schlimm vorgestellt, aber nicht so schlimm. Ich meinte, ich hätte ja schon Slums in Südafrika gesehen und mit Marokko auch schon ein Entwicklungsland - aber dies sind vergleichsweise beides Paradiese und zwar für alle Menschen, die dort wohnen. Ich kann auch gut nachvollziehen, dass gerade junge Menschen, Jobangebote internationaler Firmen in Indien nur deshalb annehmen, um ihren "Absprung gen Westen" vorbereiten zu können.

Wie weiter?
Insgesamt möchte ich meine Erfahrungen möglichst schnell verdrängen, dennoch aber ein paar Themen noch aufbereiten, die ich skizziert, aber noch nicht veröffentlicht habe:
  • Mythos "Switzerland"
  • IT-Support: jedesmal dasselbe Spiel
  • Das wöchentliche Hotel-Poker
  • Tipps: Indienferien
  • The Indian Mc Donald's
  • Was funktioniert gut, was schlecht?
  • Phänomen Unselbständigkeit
  • Das Wetter
  • Und immer wieder beschlagene Scheiben
  • Risiko Nr. 1: Autounfall
  • Und überall teure Consultants
  • TGV: es darf geträumt werden
und
  • Mehr und weniger ernst gemeinte Indien-Tipps
Dazu möchte ich noch eure E-Mail Fragen / Kommentare, insbesondere zur Arbeitskultur, beantworten (danke für euer Interesse!) und noch ein paar Schnappschüsse platzieren:
  • Sammeltaxi
  • Kamel auf der Autobahn
  • Mumbai bei Nacht
  • Slums
Wie ich sehe, hat sich da doch noch einiges an Material angehäuft und so wird wohl der Blog noch ein paar Wochen aktiv sein...