Montag, September 18

Indiens Aussichten aus Sicht eines Experten und die üblichen Ineffizienzen, 18.09.06

Ich möchte noch meinen Laptop und mein Handy aufladen und dafür hat das Taj DIE Lösung. Ein Business Center mit allen erdenk- lichen Gadgets (Steckdosen- leisten, Scan- ner, Kopierer, etc.) und das mit Meeresblick. In Business World ein Interview zur Aussicht der indischen Industrie mit Josef Rick, Emerging Markets Experte bei Boston Consulting. Er meint:
  • Prinzipiell sind die Chancen extrem gut, da es noch (auch im Vergleich zu China oder Brasilien) unglaublich viel zu tun gibt (Infrastruktur, Entwicklung der Serviceindustrie, Retail etc.)
  • Ein Riesenproblem ist, dass es kaum Manager gibt, die gelernt haben effizient Firmen zu führen und internationales Business zu betreiben, ein weiteres (aber auch Chance), dass das qualifizierte Personal aus einer Riesenschar Anfängern besteht
  • Indische Firmen müssen erst lernen, was "Kunden" sind und sich wünschen, und dass auf Dauer nur Win-Win-Geschäfts-Beziehungen funktionieren
  • Die grosse Frage ist, ob und welche indische Firmen gegen ausländische Firmen mit indischen Mitarbeitern eine Chance haben (sie haben zwar den Heimvorteil aber der Vorteil der besseren Preisstrukturen fällt dann weg).
Aus meiner Wahrnehmung kann kann ich jeden Punkt unterschreiben und hätte das nicht besser zusammenfassen können.

Zum Thema Ineffizienz:
Am Flughafen treffe ich dann ein GL-Mitglied meines Kunden, ein junger Expatriate, mit dem ich mich sehr gut verstehe. Wir sind am Security Check. Jede Handtasche wird einzeln manuell durchsucht. Kurz vor dem geplanten Take-Off wird klar: das Schaffen sie nie mehr. Dann Chaos (es wird hin- und hergeschrieen, Swiss-Passagiere aufgefordert sich zu melden ,um dann doch nichts zu machen etc.). Der Expatriate wird nervös und flucht. Ich, sehr erstaunt seiner Reaktion, erlaube mir die Bemerkung, dass für ihn doch solche Situationen Alltag sein sollten. Er sagt mir, dass die "Ineffizienzen dieses Landes" jedesmal von Neuen ihn auf die Palme treiben. In den nächsten paar Minuten dann wieder Indien pur. Jeder drängt (auch am Flughafen und auch in der Oberschicht gilt "jeder gegen jeden"), schliesslich werden wir vorgelassen, die anderen fluchen, und das ganze Security System fällt schlagartig zusammen: vorher mussten Frauen ihren Lippenstift abgeben ("No Liquids, no chemicals"), jetzt wird das Handgepäck pseudomässig durchleuchtet (Check am Monitor etwa 1 Sek. und das meiste vom Hardcase des Laptops abgedeckt). Ich finde die Geste symbolisch, denn ich habe das so oft erlebt: es braucht nur den kleinsten Anlass und schon will man von sämtliche Standardroutinen nichts mehr wissen, an die man sich vorher (oft vollkommen unvernünftigerweise) peinlichst genau gehalten hat.