Montag, September 18

"The Taj Mahal Palace", eine grossartige Entscheidung und ein unverzeihlicher Fehler, 17.09.06

Es gilt nach wie vor als das beste Hotel der Welt: das Taj Mahal Palace in Bombay direkt am Gate of India, dem Zugang zum Meer. Von Königin Elisabeth über etliche Stars bis Bill Clinton, alle waren sie hier. Auch wenn es im Laufe der Zeit etwas an Glanz verloren hat, die Zimmerpreise sind immer noch mit dem Spesenregelement eines einfachen Angestellen unverträglich. Es gibt aber einen eleganten Ausweg ("googlen" lohnt sich halt): Der direkt angebaute Taj Mahal Tower ist ein modernes Business Hotel, welches insbesondere am Wochenende übers Internet sensationelle Preise anbietet, wenn man bedenkt, dass die ganze Infrastruktur des Palace mitbenutzt werden darf. Da ich letztes Mal beim Transfer mitten in der Nacht zwischen Domestic und International Terminal schlechteste Erfahrungen gemacht habe und mir diese Qual mit drei Gepächsstücken ersparen will, möchte ich den letzten Tag im "Taj" ausklingen lassen.
Das Hotel ist schlicht sensationell und dies zum gleichen Preis des gefängnisartigen Le Meridien in Pune. Ein paar Highlights:
  • ein Rundgang durch das Taj Palace, Luxus Pur
  • Frühstück in der Sea View Lounge im viktorianischen Stil
  • der Blick vom 20stöckigen Tower
  • der 20m Swimmingpool
  • zum 1. Mal "Continental Food", welcher auch in Europa in einem Spitzenlokal als solcher durchginge
  • zum 1. Mal ein Zimmer mit Aussicht und einem Balkon, der sich sogar öffnen lässt (geschützt von einem Mosquitonetz)
  • in jedem WC ein Bediensteter, der fürs Helfen beim Händewäschen zuständig ist und auf den Seifespender drückt
  • zum ersten Mal sind weniger als 80% der Hotelgäste übergewichtig und es wird nicht ständig reklamiert (da stark von Europäern und Amerikanern frequentiert)
  • zum ersten Mal in Indien was wirklich Innovatives: man nennt im Restaurant seine Zimmernummer und ab 1 Minute später wird man dauernd mit seinem Namen angesprochen
Einzige Wehrmutstropfen:
  • Um "externe Schaulustige" sofort zu identifizieren, wird man ständig nach der Zimmernummer gefragt
  • Obwohl der Balkon im 15. Stockwert und 50m vom Meer entfernt ist, ist auch hier Müllgeruch wahrzunehmen
Insgesamt aber der ideale Ort in Indien, um den Aufenthalt ausklingen zu lassen (und im Innenhof mit Pool ist Gestank und Lärm kaum wahrnehmbar). So weit so gut.

Dann mache ich aber doch einen unverzeihlichen Fehler, für den ich im Anschluss wieder drei Stunden Erholungszeit brauche. Um sagen zu können, dass ich auch Bombay besichtigt habe, möchte ich noch eine kleine Rundfahrt vorbei an den klassizistischen Gebäuden zu den Hanging Gardens machen. Resultat: nach 3.5 Stunden wird wieder einmal bestätigt, was ich ohnehin schon weiss. Zwar gibt es ein paar schöne Boulevards und ein paar klassizistische Gebäude, doch überall Stau, am Strand stinkt es zum Davonlaufen, die Hanging Gardens können nicht einmal mit dem botanischen Garten der Uni Zürich mithalten (und natürlich auch dort Müll), bettelnde Kinder, lästige Strassenverkäufer, der Chauffeur, der versucht, durch Extratouren mich zum Affen machen, und wiedermal die Erkenntnis, dass die Reiseführer in Indien einfach einen anderen Massstab verwenden, um etwas als "Sehenswürdigkeit" zu bezeichnen.

Schliesslich bin ich aber wieder wohlbehalten im Taj: Bei 95% Luftfeuchtigkeit und 32° ein Cappucchino im Freien und dann ein kühles Bad im Swimmingpool und die Gewissheit, in den nächsten 10 Jahren bestimmt nicht als Tourist nach Indien zu kommen.