Freitag, August 11

Das "Three Metals Lunch" wird zum Alltag, 10.8.06

Heute geht die Fahrt zur Firma erstaunlich gut. Das heisst, dass unser Fahrer für die geschätzten 15km nur etwa 40min braucht. Ich lese in der Zeitung, dass dieses Jahr die Autoverkäufe um 35% zunehmen. Ich rechne das kurz um und komme zum Ergebnis, dass, wenn man die geschätzte Durchschnittsgeschwindigkeit von 15km/h halten will, die Strassenkapazität alle zwei Jahre verdoppelt müsste - ein Ding der Unmöglichkeit. Zum ersten Mal gibt es keinen heftigen gewitterartigen Dauerregen sondern nur Regen. Ein solch schlechtes Wetter ist selbst für die "Rainy Saison", selten. Die Lokalzeitung nimmt's mit Humor.

Gelegenheit aus dem fahrenden Auto ein paar Fotos zu schiessen.































Das Mittagessen ist das übliche "Three Metals Lunch": Metallnapf, Metallbecher, Metalllöfel. Ich weiss nun, dass indische Joghurts nichts für mich sind und sehne mich nach Messer und Gabel - Stäbchen würden's auch tun. Aber am Abend wird's ja wieder im Hotel ein westliches, sprich "Non Vegatable" Dinner geben.

Donnerstag, August 10

Der erste "richtige" Arbeitstag: The cultural differences, 9.8.06

Unser zweitägiger Workshop ist zu Ende und der erste richtige Arbeitstage beginnt. Die Fahrt zwischen Hotel und Firma ist die Hölle. Diesmal geht es jedoch erstaunlich zügig, aber durch die unglaublich schlechten Strassen alles andere als konfortabel. Zudem ist Tag 3 der erste Tag, andem ich keinen Unfall mitansehen muss. Am 1. Tag wurde ein Strassenkind von einem Auto angefahren, am 2. Tag ein Mopedfahrer.
Das Mittagessen in der Kantine ist gewöhnungsbedürftig. Es gibt nur vegetarische Gerichte und statt eines Tellers verwendet man eine Art "Hundenapf" aus Metall. Dieser hat verschiedene Ausbuchtungen und jede hat ihren Sinn (Reis, Gemüse, Hauptgericht etc.). Unaufgefordert bestellt der Chef für mich "bottled" Water und sagt "we don't want you to get sick". Für die anderen gibt's einen Wasserkrug. Es wird reichlich beim Essen mit den Fingern nachgeholfen und Servietten gibt es nicht. Später entdecke ich dann, dass es am Ausgang viele Waschbecken gibt und sich jeder dort kurz wäscht.
Nach gut zwei Tagen ziehe ich schon mal Bilanz:
  • Inder packen Probleme extrem schnell an. Analysiert wird extrem schnell und es wird sofort eine Lösung vorgeschlagen. Am liebsten würde man bereits zum nächsten Problem übergehen.
  • Stellt sich eine Aufgabe als schwieriger als erwartet heraus, findet man sofort eine andere (leichtere) mit höherer Priorität.
  • Bringt man vernünftige Argumente und redet lang und viel, kann man durchaus die Leute umstimmen.
  • Mit dem Kopf nach links und rechts wippen, heisst nicht "wohl kaum" sondern "richtig, höre gespannt zu".
  • "Ha, ha, ha" heisst in Hindi nicht "vergiss es" sondern "ja, macht Sinn".
Im Hotel angekommen das übliche Prozedere: Im Zimmer erwartet mich wieder ein kleines Gastgeschenk (ein kl. Dessert), im Bad erwartet mich eine brennende Kerze und ich habe wieder ein Voicemail, indem mir mitgeteilt wird, dass Sie mich ausserordentlich gerne als Gast haben und ich gerne individuelle Wünsche vorbringen soll.

Der erste Tag: Schock, 7.8.06

Schon früh heisst es Aufstehen. Es ist bereits hell und regnet weiterhin wie verrückt. Ein Blick aus dem Fenster des Luxushotels sagt wohl alles. Offenbar ist es in Indien üblich dass Luxushotels direkt an Slums angrenzen.



Der Flug nach Pune wird wegen des heftigen Regens bis auf weiteres abgesagt. Nach 1.5 Stunden kann es dann doch weitergehen. Ein Flugzeug nehmen für eine Strecke von ca. 120km und dann noch eine Fahrzeit zum Firmengelände von knapp 1h. Stimmt da etwas nicht? Der Businessman neben mir klärt mich auf: Der Verkehr ist unglaublich, 1h Fahrzeit entspricht ungefähr 20km Fahrstrecke. Zudem sind wegen der Regenzeit Strassen immer wieder stückweise unbefahrbar. Der sehr, sehr freundliche Herr klärt mich dann noch auf, dass man den indischen Kaugummi (eine Art Gewürzmischung) auch schlucken kann. Wenig später wird ihm offenbar langweilig und er drückt andauernd auf den Hilfeknopf. Die arme Flight Attendant darf aber nicht reagieren, da sie wegen des Sturmes nicht aufstehen darf. Noch während der Landung stürmt sie besorft aber lächelnd zu ihm. Der zu mir so freundliche Herr beschimpft sie, findet ihr Nicht-Reagieren "unacceptable" und meint, jetzt sei ihm jeder Wunsch vergangen. Dass Einheimische das Servicepersonal wie "Dreck" behandeln ist offenbar Standard. Wohl deshalb werden Ausländer noch eine Stufe freundlicher bedient.
Der Flughagen von Pune sieht aus wie eine verfallene Tankstelle. Das Terminal ist eine Art überdachter Schotterplatz. Dafür ist das Service 1a: Jeder Passagier bekommt persönlich einen geöffneten, trockenen Riesenregenschirm in die Hand.
Die Fahrt zur Firma verschlägt mir die Sprache: Durch unglaubliche Schlaglöcher und teilweise Schotterpisten macht sich unser Fahrer einen Weg zwischen Händler, Kühen, und streunenden Hunden. Nach einer Stunde Fahrzeit sind wir schliesslich am Ziel.

Ankunft in Mumbay, 6.8.06

Für Indien benötigt man ein Business-Visa, welches CHF 75- kostet und innerhalb eines Werktages erledigt wird (vormittag Pass, Einladung der Firma, Fotos und Flugbestätigung mitbringen, am späten Nachmittag gibt's das Visa). Die Einreise stellt sich als vollkommen problemlos heraus und geht zig mal schneller als in die USA. Kaum verlasse ich das für westliche Verhältnisse schäbige Gebäude des Flughafens, läuft mir schon die Brille an. 95% Luftfeuchtigkeit in der "Rainy Saison" sind zu viel. Ein Hotel-Page holt mich persönlich am Flughafen ab und braucht für die geschätzten 3km trotz Einsatz seines und meines Lebens 15 min und das um 23:00. Das Intercontinental sieht nobel aus. Schade, dass es morgen gleich weiter gehen wird.